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Gallathea von John Lyly wurde erstmals im Jahr 1588 erwähnt. Es enthält eine weite Bandbreite an Charakteren, von durchtriebenen Schafhirten über planlose Herumtreiber bishin zu rachsüchtigen Göttern, und bietet damit Unterhaltung für jede und jeden: es gibt Romantik, es gibt Spaß, es gibt Magie!

Da Neptun im Gegenzug dafür, dass er das Land nicht zerstört, alle fünf Jahre die schönste Jungfrau als Opfer verlangt, verkleiden zwei liebevolle Väter ihre jeweilige Tochter, Gallathea und Phyllida, als Jungen und schicken sie in den Wald. Dort treffen die verwirrten und „unglücklichen Jungen“ zunächst aufeinander und dann auf die Göttin Diane und ihre Nymphen. Letztere befinden sich auf der Hirschjagd und beschließen, die fremden Menschen als ihre Spürhunde zu nutzen. Doch noch ein weiterer Gott hat den Wald als seinen Jagdgrund gewählt: Cupid. Angespornt durch eine der Nymphen, schwört er ihnen die Unbesiegbarkeit der Liebe und sich selbst als ihren Überbringer zu beweisen. Schon bald sehen die drei Nymphen Gallathea und Phyllida mit ganz anderen Augen.

Zur selben Zeit erleiden drei Brüder und ein Seemann in der Nähe Schiffbruch. Nachdem die Brüder ihren absoluten Mangel an Wissendurst (oder Arbeitsbereitschaft) unter Beweis gestellt haben, beschließen sie, sich aufzuteilen und allein reich zu werden, um sich dann in einem Jahr wiederzutreffen. Rafe, der älteste, begegnet schon bald dem Lehrling eines Alchemisten und ist begeistert von dessen Erzählungen von unermesslichen Reichtümern. Durch kluge Überredungskunst tauscht der Lehrling den Platz mit Rafe, welcher nun für einen Scharlatan arbeiten muss.

In einem anderen Teil des Waldes ringen die Nymphen mit ihren ungewohnten neuen Gefühlen. Sie können sie „weder beschreiben noch aushalten“, ganz besonders da Diana Gefolgschaft zu schwören bedeutet, aller romantischen Liebe zu entsagen. Hingegen entdecken Gallathea und Phyllida das Geheimnis der jeweils anderen, lieben sich deshalb doch nur umso mehr und verschwinden gemeinsam „im Gehölz“.

Rafe, der bei seinem neuen Meister noch immer kein Gold machen konnte, gerät in Streit mit diesem und verlässt seine Dienste, nur um einem Astronomen zu begegnen. Erneut verzaubert, macht er sich daran alles über die Sterne und deren Sprache zu lernen.

Diana, der nichts in ihrem Wald entgeht, ist erzürnt über das Verhalten ihrer Nymphen. Sie verdächtigt „einen unbekannten Geist der [in den Wäldern] umher streift“. Nachdem dieser Gefangen wird und sich als Cupid, der Sohn ihrer Erzfeindin Venus herausstellt, entscheidet sie ihn gefangen zu halten und für seine Gaunereien zu bestrafen.

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Im Dorf erinnert der Augur alle an die bevorstehende Gefahr, ganz besonders die beiden mit Schuldgefühlen beladenen Väter. Eine Jungfrau wird geopfert werden müssen. Die Väter streiten und beschuldigen einander, bevor sie sich auf die Suche nach einem Sündenbock machen.

Nachdem sie aus dem Unterholz zurückkehren, schwören Gallathea und Phyllida einander ihre unwiderrufliche Liebe und sorgen sich um die Zukunft des armen Mädchens, das an ihrer statt geopfert werden soll. Selbst während der Folter durch Diana und ihre Nymphen behauptet Cupid standfest, dass die Liebe das großartigste aller Dinge sei. Rafe trifft auf seinen Bruder Robin, der ebensowenig Erfolg auf der Suche nach Reichtum und Ruhm hatte. Sie entscheiden, ihrer dritten Bruder Dick zu suchen, der anscheinend den Tod der beiden plant, um allein die Mühle der Familie zu erben.

Neptun, der das Geschehen bereits von Anfang an verfolgt, ist weniger als begeistert über das Ersatzopfer Hebe, ein armes Mädchen aus dem Dorf welches zunächst die Tradition und dann alle Beteiligten verflucht, um sich im Anschluss Diana zu verschreiben, was Neptun maßlos erzürnt. Als er gerade den Wald und all seine Bewohner zerstören will, tauchen im letzten Moment Diana und ihre Nymphen auf. Ein Kampf scheint unvermeidlich, bevor unvermittelt die Göttin Venus auf der Suche nach ihrem Sohn Cupid erscheint. Von ihrem Charme verführt, schwört Neptun im Tausch für Cupids Freiheit für immer „das Opfer der Jungfrauen aufzuheben“. Die Göttinnen stimmen mehr oder minder widerwillig zu und Mutter und Sohn sind wieder vereint.

Auf der Suche nach ihren Töchtern betreten die beiden Väter die Szene und werden von Neptun verhört. Gallathea und Phyllida tauchen auf und obwohl ihre Verkleidung fällt, schwören sie, nie jemand anderen als einander zu lieben. In unterschiedlichen Stadien der Verwirrung wenden sich die anwesenden Götter und Menschen Venus zu, der Göttin der Liebe. Sie schlägt vor, eines der Mädchen in einen Jungen zu verwandeln um die Heteronormativität zu wahren. „Wem das Los zufällt“ soll jedoch erst am Hochzeitsaltar entschieden werden. Die drei Brüder, die vereint dazustoßen, werden vom Fleck weg als Sänger für die Hochzeit engagiert.

Die nun verheirateten Gallathea und Phyllida (im Original bleibt es unklar, welche von beiden – oder ob gar keine – in einen Mann verwandelt wurde) geben eine emotionale Rede über die Liebe, die größte aller Kräfte, die alle Hindernisse überwindet.

Gallathea, MTTs erste öffentliche Produktion, wurde im Mai 2017 in Bremens Schnürschuhtheater aufgeführt. In drei ausverkauften Aufführungen feierten Cast und Crew John Lylys kraftvolle Aussagen über Liebe und Identität.

Lest alles über den Probenprozess, Cast und Crew, unser Interview mit dem Weser Kurier und Ian Watsons Rezenzion.